Der vergessene Wald

Es ist der perfekte Ort zum spazieren, jedoch auch genauso der perfekte Ort zum verlaufen. Es gibt keinen Weg und auch keine Hinweisschilder. Wer diesen Wald betritt sollte also zwei mal darüber nachdenken, ob er das ohne Begleitung einer Person macht, die sich zumindest etwas zu orientieren weiß. Sollte man sich hier verlaufen ist man allerdings nicht gleich verloren. Es gibt genug Pflanzen hier, die einem das Überleben sichern könnten und die Wesen die hier leben tuen keiner Seele was zu Leide.
Trotzdem ist es wohl nie eine schöne Erfahrung den Weg nach Hause nicht zu finden.

Auf dem Weg war doch wirklich das schlimmste vom schlimmsten passiert. Rika hatte ihre Libertia aus den Augen verloren! Wie zur Hölle konnte ihr das nur passieren? "Na super, das weinerliche Mädchen wird sonstwo hocken, wenn ich sie nicht finde.." Andererseits.. die Brünette konnte nicht ewig an der Seite der jungen Dame bleiben. Vielleicht war das sogar mal ne ganz gute Prüfung? Sah man von all den Tatsachen ab, gab es einen Punkt an den Rika nicht vorbei kam. "Ich bin müde~!", quängelte sie und lehnte sich an einen Baum.

Der Junge Farmer war gerade auf dem weg zurück Nachhause, er war Angeln an einem kleinen See.
Wären er den schmalen trampel weg lief, ging er im Kopf durch was er heute noch alles tun musste. Die Pferde Füttern, die Hühner fütter,... eigentlich alles fütter... hatte er eigentlich heute schon etwas getan? Plötzlich blieb erstehen, hatte er seine Angel wieder mitgenommen? Nach einen kurzen Moment wo er einfach nur da stand und überlegte fiel ihm ein das er sie ja in der Hand hatte. Er ging seinen weg weiter, bis er aus der ferne eine Stimme hörte. Neugierig wie er war folgte er der Stimme, wo er auch kurz darauf den Ursprung fand. "Kann ich euch helfen?" fragte er und schob einen Busch weg.

Nach einer Weile vernahm Rika ein Rascheln, hatte sie etwa jemand gefunden. Schnell sprang die junge Dame auf und schaute gespannt in die Richtung aus der die Geräusche kamen. "Ist es King Kong..?", murmelte sie leise. Nein, dafür war das geräusch nicht laut genug. Außerdem bebte die Erde nicht! "Ist es ein Monster...?", fiebste sie zitternd aus. Als der Fremde dann das Buschwerk entfernte und fragte ob er helfen könnte schrie Rika auf: "Es ist Tarzan!"
Für einen kurzen Moment kehrte Ruhe ein, während die Brünette den Fremden geschockt ansah. Als sie dann allerdings merkte das er nicht wie ein wilder Affe auf sie zugerannt kam schien sie erleichtert. "Tschuldigung.. ich weiß nur noch nicht ganz was mich hier alles erwartet.", gab sie dann leicht verlegen lächelnd zu. Das war soweit sie es verstanden hatte eine Traumwelt. Hier konnte alles aus dem Buschwerk springen. "Ja, etwas hilfe könnte nicht schaden. Fangen wir doch mit der Frage an: Wo bin ich?"

Luka musste lachen als das Mädchen ihn als Tarzan beschrieb. "Bist du eine der Neulinge?" er hatte davon gehört, dachte aber nicht das er so schnell eine traf. "Mein Name ist Luka und du bist hier in der Nähe der Großstadt Luna Moonflowers"

"Neulinge?", wiederholte Rika. Der Name schien einleuchtend, hatte aber irgendwie einen recht abwertetenden Klang. "Das kommt wohl hin.", gab sie also etwas skeptisch zu und lachte dann wieder. "Aber nenn mich bitte trotzdem Rika." Würde der junge Mann jetzt andauernd >Neuling< sagen würde die Brünette wahrscheinlich die Kriese kriegen. "Okay, das heißt ich hab mein zu Hause sogar fast gefunden.. jetzt ist nur noch die Frage wie Libertia nach Hora De La Paz kommt.. und wo sie überhaupt abgeblieben ist.."

"Freut mich Rika" lachte er freudig "Wo müsst ihr denn hin?" fragte er und band sich die Angel auf den rücken "Ich muss nach Hora de la Paz, soll ich euch dortin begleiten?"

"Das ist leichter gesagt als es letztlich getan ist. Ich hab keine Ahnung wo Libertia steckt.", erwiderte Rika und überlegte. Diese komische Göttin hatte doch gesagt hier würde jeder Wunsch wahr werden und alles sei gut. Also hey, würde Libertia ihr Ziel dann nicht so oder so erreichen? Je mehr Rika darüber nachdachte, umso sicherer war sie sich, das das mal eine gute Prüfung war, damit die Weißhaarige allein zurecht kam. "Bring mich doch nach Hora De La Paz und dann trinken wir da einen Kaffee oder Kakao.. sowas habt ihr doch oder?"

"Es ist ein stück zu fuß aber ich habe eine Farm da kann ich euch was zu trinken anbieten" sagte er und zeigte ihr den weg den sie gehen musste.

"Supi!", äußerte Rika glücklich und schnappte sich den Arm des Blonden. "Worauf warten wir?", fügte sie dann noch schnell hinzu ehe sie Luka mit sich in die Richtung zog, die er ihr gezeigt hatte.

Eine leichte Schamröte kam um seine Nase als sie sich bei ihm einhackte. "Ja...ja... dalang" sagte er und ging los.

*~Geht zu 'Die Pferdezucht'~*

So langsam wurde Libertia wirklich nervös. Schon seit Stunden irrte die Weißhaarige durch diesen verfluchten Wald und zu allem überfluss hatte sie Rika noch aus den Augen verloren. Es sah auch nicht unbedingt danach aus, als würde die Brünette nach der jungen Dame suchen. Wie sollte sie denn so nach Hora De La Paz kommen? Diese Welt scheint jetzt schon zu meinem fluch zu werden.. Schnell zog Libertia wieder ihre Mütze soweit runter, das ihre Augen verdeckt wurden. Das war doch alles ein Albtraum!

Der junge Mann im roten Mantel war gerne hier. Der Wald war stets friedlich, dafür hatten die Götter gesorgt. Viele verliefen sich schnell hier. Es gab keine Wege, keine Schilder, doch trotzdem schaffte Nero es immer, den richtigen Weg zu wählen. Es war nicht so, dass er sich nicht auch schon einmal verlaufen hatte, doch dies hatte ihn nicht wirklich gestört. Viel eher fand er so immer wieder Dinge, die er vorher nie hier vermutet hätte. Für ihn war der Wald jedes Mal aufs Neue ein wundersamer Ort und doch so bekannt wie sein bester Freund.
Was er allerdings nun am wenigsten erwartete, war, dass er mit einem jungen Mädchen zusammen stieß. Er selbst war ziemlich groß und nicht gerade schwach, weshalb ihm das nichts ausmachte, doch ganz anders bei dem Mädchen. Als er sah, wie das Mädchen, getroffen vom Zusammenstoß, nach hinten umzufallen drohte, fing er sie intuitiv auf.

Vielleicht hätte Libertia ihre Mütze doch nicht so weit runterziehen sollen. Ehe sie es merken konnte stieß sie schon mit einer Person zusammen und zwar nicht unbedingt einer kleinen Schwachen. Innerlich hatte sich die Weißhaarige schon damit abgefunden den Boden besser kennenzulernen, aber anscheinend meinte es die fremde Persönlichkeit gut mit ihr und fing sie. Etwas zögerlich zog Libertia dann ihre Mütze hoch und erblickte einen jungen Mann. Ihre Wangen färbten sich schlagartig rot, ehe sie leise ausfiebste: "V-Verzeihung!"

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen", sagte Nero ruhig mit einem Lächeln, um das Mädchen zu beruhigen und ließ sie so gleich wieder los. "Mir tut es leid, dass ich nicht aufgepasst habe", sagte er und hob entschuldigend die Hände. Von allen Reaktionen, die er sich ausgemalt hatte, war dies die jenige, die ihn am Meisten überraschte. Hatte sie etwa Angst vor ihm? Anders konnte er sich die Reaktion nicht erklären. Das war aber auch verständlich, schließlich war sie ein junges Mädchen und ganz allein mit einem fremden Mann in einem Wald, in dem man nur sehr schwer wieder herausfand. Vielleicht konnte er diese Angst ja etwas mindern indem er sich zunächst einmal vorstellte? "Ich bin Nero", stellte er sich vor.

"N-Nein.. schon gut.. d-das war meine Schuld..", brachte die Weißhaarige leise raus, ehe sie die Mütze wieder runterzog. Das war eine schlechte Angewohnheit der jungen Dame. Hatte sie eine Mütze an und ihr war etwas zu peinlich, zog sie diese andauernd runter. Das war der Grund warum ihr Rika mal für einen Monat Mützenverbot erteilt hatte. Als der junge Fremde sich dann vorstellte, hob die junge Dame die Kopfbedeckung etwas an um ihn wieder zu sehen. "L-Libertia..", stammelte sie dann aus und versuchte ein Lächeln zusammen zu bekommen. Alleine war sie sich nicht ganz sicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Das war die furchtbarste Bestandsprobe die sie sich vorstellen konnte. Libertia war noch nie gut darin mit Menschen zu reden und das auch noch in einer fremden Umgebung? Das konnte doch nur schief gehen.

Nero wusste nicht, was er sagen sollte, als sie die Mütze herunter zog. War er etwa so furchterregend? Doch dann zog sie die Mütze wieder ein Stück hoch und antwortete ihm. Ob sie das wohl häufiger tat? "Libertia...", wiederholte er, um ein Gespräch zu beginnen, "Du bist neu hier, oder?", fragte er dann, ruhig. Wie er mitbekommen hatte, soll es den Menschen wieder möglich sein, Fantasia zu betreten. Wenn Libertia eine von ihnen war, war ihr Verhalten wohl verständlich. Somit wäre nicht nur der Wald, sondern die ganze Welt fremd für sie.

"J-Ja..", antwortete die junge Dame, ehe sie die Mütze endlich losließ. So langsam schien zumindest die Nervosität schwächer zu werden, auch wenn es nichts daran änderte, das die Weißhaarige kaum ein vernünftiges Wort hinaus bekam. Es war das was Libertia und Rika zum perfekten Duo machte. Rika sprach, Libertia dachte. Wurden die beiden auseinander gerissen, gab das meistens für beide Seiten probleme. "Ich.. ich hab mich verlaufen.", äußerte die Weißhaarige nach einer kleinen Stillephase und senkte dann den Kopf. Was für eine peinliche Situation, sie musste einem vorkommen wie ein verlorenes Schneewitchen. Vorsichtig tippte sie mit der rechten Fußspitze auf den Boden und murmelte dann leise "Woher soll ich denn auch wissen wo Hora De La Paz ist.."

"Das passiert vielen hier", antwortete Nero lächelnd. Dafür war dieser Wald sehr bekannt. Viele verliefen sich hier, vielleicht konnte man sogar sagen, jeder verlief sich hier schon einmal. Es gab weder Wege noch Schilder, die eine Orientierung möglich machen konnten, daher war das auch nicht besonders schwierig. "Soll ich dich hinbringen? Ich hatte ohnehin vor, dorthin zu gehen", bot er an. Naja, eigentlich hatte er es nicht geplant. Bis eben. Nur wollte er dem Mädchen helfen und er hatte das Gefühl, sie würde seine Hilfe vielleicht ablehnen, wenn sie das Gefühl hatte, sie würde ihm bei irgendetwas behindern. Es war aber eine Tatsache, dass er nicht ungern anderen Menschen half. Gerade Neulingen, denen diese Welt so fremd war, fühlte er sich verpflichtet gegenüber.
Doch vor allem, wie konnte er es nicht anbieten, wenn das arme Mädchen so verloren aussah? Man musste ein Herz aus Stein haben, um ihr nicht helfen zu wollen.

Libertias Augen weiteten sich etwas bei dem Vorschlag der ihr gemacht wurde. Nicht weil sie Angst hatte, sondern weil sie Hilfsbereitschaft nicht unbedingt gewöhnt war. Wie sehr sie das ganze Überraschte stand ihr regelrecht ins Gesicht geschrieben. Kaum jemand in der realen Welt wäre überhaupt auf die Idee gekommen einem fremden Mädchen aus dem Wald zu helfen, zumindest nicht dort wo sie herkam. "N-Nur wenn es wirklich keine Umstände bereitet..", antwortete die Weißhaarige und bekam sogar ein leichtes lächeln zu stande. Es war ein riesiger Zufall das Libertia in diese Welt gefunden hatte, aber schon alleine durch diese kleine Aktion beschlich sie das Gefühl, dass dieser Zufall gar nicht so schlecht sein musste. Mit etwas Glück hatte ihr das Schicksal mal wirklich einen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Vielleicht.. hab ich endlich einen weg in die Freiheit gefunden?

Nero schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Hatte er nicht eben erzählt, dass es kein Problem war, da er ohnehin dorthin unterwegs wäre. Libertia war wirklich viel zu lieb. "Hier lang", sagte er und setzte sich langsam in Bewegung und ging an der Weißhaarigen vorbei. "Der Ausgang sollte nicht weit sein", sagte er. Allerdings musste er zugeben, dass er sich dabei nicht ganz sicher war. Manchmal hatte er das Gefühl, der Wald würde sich verändern, oder es gab tatsächlich einige identische Lichtungen. Eigentlich schaffte er es immer, den Weg nach draußen zu finden, als wäre er darin talentiert, doch immer, wenn er zu selbstsicher wurde, hatte er doch noch eine Ehrenrunde gedreht.

Die junge Libertia konnte nur hoffen, das Nero da wusste was er tat. Auf die Weißhaarige war zumindest kein verlass. Sie war schon verloren im bösen Wäldchen, aus der Nummer kam sie so also nicht raus. Was für eine andere Wahl hatte sie also, als hinter Nero her zu gehen? Sie blieb erst ein wenig hinter ihm, bekam dann allerdings immer mehr und mehr Angst den jungen Mann aus den Augen zu verlieren. Dadurch näherte sie sich ihm Schritt für Schritt dann doch etwas mehr, bis zu dem Punkt an dem sie neben ihm her lief. "D-Du bist.. also schon länger hier?", fragte Libertia und versuchte damit ein Gespräch anzufangen. Aber die Frage war so undeutlich formuliert... eigentlich auch dazu komplett Sinnlos. Trotzdem musste sie es etwas korrigieren: "A-Also hier in dieser Welt.. n-nicht i-im Wald.."

Nero war schon kurz davor, zu antworten, ehe Libertia sich dann korrigierte. Im Wald war er, tatsächlich, noch nicht all zu lange. Eine halbe Stunde vielleicht. In dieser Welt sah es schon anders aus. "Ich lebe hier so lange ich denken kann", antwortete er. Er erinnerte sich nur an diese Welt. Sein kleines Haus. Seine Freunde. All das mochte er und hatte es lieb gewonnen. Eigentlich wollte er noch nie von hier weg. Wieso auch? Wenn er hier glücklich war, wollte er das nicht aufs Spiel setzen. Zwar sah das Gras auf der anderen Seite immer grüner aus, doch im Endeffekt wuchst doch überall welches.
Das Licht wurde etwas heller. Hatten sie den Ausgang erreicht? Nein, es war nur eine Lichtung. Er musste zugeben; es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie es heraus schafften. Doch so wollte er es Libertia so nicht ausrichten. Er wollte sie nicht verunsichern.

So ganz wusste Libertia nicht mehr was sie sagen sollte. Sie war nicht gerade der Typ mensch der andere mit Fragen bombadierte oder andauernd weiter nachhakte. Klar war sie neugierig, aber sie wollte niemanden mit dieser Neugierde belästigen. Schnell sollte die Weißhaarige allerdings von dieser Tatsache abgelenkt werden.Für einen kurzen Augenblick hatte sie geglaubt die beiden hätten den Weg aus dem Wald gefunden, aber stattdessen gab es eine Lichtung zu sehen. Libertias Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, ehe sie ein wenig auf der Stelle tappte. "S-Sowas hab ich ja noch nie gesehen.", brachte sie dann leise aus, ehe sie sich wieder fing und stillstand. Generell war sie noch nicht oft in Wäldern gewesen und wenn dann fand man da auf Teufel komm raus keine Lichtung. Sie hatte es immer nur auf Bildern gesehen und in Büchern davon gelesen.

Nero kratze sich verlegen am Hinterkopf. Hätte hier nicht irgendwo der Ausgang sein müssen? "Entschuldige", sagte er leicht lachend, er hätte sie ja gerne herausgeführt. War er vielleicht an der dritten Eiche links statt rechts abgebogen? "Wie?", fragte er, als Libertia meinte, etwas noch nie gesehen zu haben. "Die Lichtung?", fragte er nach, da er sich nicht sicher war, was sie meinte. Lichtungen sah er immerhin fast jeden Tag.